Jules Jürgensen Chronometer mit dokumentierter maritimer Provenienz, gebaut ca. 1853
19 Linien Halbsavonette Gehäuse, Durchmesser 53 mm,18 Karat Gelbgold, Gewicht 132 Gramm, guillochiert, Münzrand, a goutte Schlüsse, geschraubtes Glasfenster im Savonette-Deckel. Nummer: 3870 7412. Fehlerloses Emaillezifferblatt, signiert „Jules Jurgensen, Copenhagen“ mit vergrößertem Sekundenkreis. Feine gebläute Breguet Zeiger. Typisches Jürgensen 3 Brücken-Werk, nummerngleich mit dem Gehäuse: 7412. Schlüsselaufzug. Wippenchronometerhemmung in hochfeiner Ausführung, verschraubter Minutenradchaton, goldene Deckplättchen, goldenes Hemmungsrad, maximal große Unruhe mit 22 Goldschrauben. Gold-Cuvette mit Widmung: „The President of the United States to Captain Peter Conrad Petrie of the British Screw Steamer „City of Washington“ for humanity to Shipwrecked American Seamen 1859“.
Es sind nur sehr wenige Uhren bekannt, die solche Widmungen tragen. In diesem Fall stammt sie von Präsident James Buchanan (1791-1868), und datiert noch vor dem von Präsident Lincoln geschaffenen „Official Award to non Citizens of the United States of America for saving lives at Sea“ mit welchem von 1862 an amerikanische „Waltham“-Uhren zu dem Anlass verliehen wurden. Die Rettung, welche die Widmung auf dieser Uhr benennt, betraf Seeleute des Seglers „Grey Oak“ aus New York, welche im März 1859 von der „City of Washington“ unter Kapitän Petrie aus ihren Rettungsbooten an Bord genommen wurden. Das Ereignis ist in der Londoner „Mercantile Navy List“ beschrieben, Ausgabe 1861: „The American governement awarded Petrie a gold chronometer and chain for picking up at sea from their boats the crew of the „Grey Oak“ of New York, abandoned in March 1859.“ Gemäß der „Mercantile Navy List“ war die „City of Washington“ ein dreimastiger Dampfsegler mit Schraubenantrieb und eisernem Rumpf, gebaut 1855 von Todd & Mc. Gregor in Glasgow für die „Inman“ Schifffahrtsgesellschaft in Liverpool.
Das Schiff wurde zunächst von der französischen Regierung gechartert und für Truppentransporte im Krimkrieg eingesetzt, ab 1856 verkehrte es im Transatlantikbetrieb zwischen Liverpool und Philadelphia. 1873 lief die „City of Washington“ 20 Meilen vor Cape Sable (Nova Scotia, Canada) wegen eines Kompassdefekts auf Grund und ging verloren, jedoch „with no loss of lifes“.
Mit dieser goldenen Uhr erhielt der Kapitän Petrie eine Luxusuhr von einem der besten Chronometerbauer seiner Zeit. Sie war als präzise Borduhr einsetzbar, ihre Wippenchronometerhemmung ist weniger anfällig für Fehler oder Beschädigung durch das Tragen, als die Federchronometerhemmung, die deshalb vor allem für stationäre Chronometer Verwendung fand. Man kann nur darüber spekulieren, wann und wo die Uhr auf See ihren Dienst getan hat, ebenso wie ihr Besitzer Petrie, über den ich keine Angaben finden konnte. Das schöne und elegante Goldgehäuse, das heute niemand mehr in dieser Qualität anfertigen könnte, entging zum Glück den Goldjägern, und nachdem die Uhr hervorragend erhalten ist, gleichwohl getragen wurde, wie der Abrieb der Guillochierung zeigt, wurde sie wohl immer gut behandelt.
Die Uhr ist abgebildet und beschrieben in John M. R. Knudsen „The Jürgensen Dynasty“, Kopenhagen 2013, Seite 228 und 229, und in der Zeitschrift „Alte Uhren“, Ausgabe 4/1983, Seite 324.